An der Rheingrenze, um 70. Kaiser Vespasian saß sicher auf dem Thron, doch er misstraute den Rheinlegionen. Nach Bonn kam die legio XXI Rapax. Sie baute das zerstörte Legionslager Bonn mit Steinen vom Drachenfels neu auf.
Während des Bürgerkriegs im Vierkaiserjahr 69/70 hatten die Rheinlegionen für Vespasians Gegner Vitellius gekämpft, und im Bataver-Aufstand waren sie zum Teil übergelaufen. Nun wurden fFast alle alteingesessenen Legionen in weit entfernte Regionen versetzt oder gar aufgelöst, an ihrer Stelle kamen neue Legionen, auf die der Kaiser sich verlassen konnte. Die legio I Germanica war aufgelöst worden; dafür kam die legio XXI Rapax nach Bonn.
Ein neues Legionslager (um 70)
Sie musste sich zunächst ein neues Legionslager aufbauen, eines der größten Legionslager am Rhein sollte es werden. Tag für Tag wurden drüben am Drachenfels Steine gebrochen. Wieder saß Aliter, nun ein älterer Herr, am Drachenfels und baute seinen Stand auf. Ganz wohl war ihm nicht, denn er kannte niemanden in der neuen Legion. Diese hatte zu den Stützen von Cerialis gehört, während die Bonner legio I Germanica Schande auf sich geladen hatte.
Dabei wollte er ins Gespräch mit den Männern der XXI Rapax kommen, denn schließlich hatte diese Legion bis vor kurzem im Legionslager Vindonissa gestanden, wo nun die XI Claudia mit seinem Sohn Fortiter war. Aliter wollte alles von Vindonissa wissen. Schließlich fasste er sich ein Herz und fragte einen alten Legionär der XXI Rapax, dem es besonders gut zu schmecken schien. „Vindonissa ist gar nicht schlecht“, sagte der, „ein kleines Städtchen so wie Bonn hier, nur viel höher gelegen. Für die jungen Kerle ist fast zu ruhig. Ihr könnt hier in ein Schiff steigen und den Rhein aufwärts fast bis dorthin fahren.“
Vindonissa
Einige Tage später ging es rheinaufwärts zu Nativos Tochter Poesina nach Augst. Dort angekommen, war es nur noch ein kurzer Weg zum Legionslager Vindonissa. Aliter setzte seinen alten Helm auf und machte sich auf, um seinen Sohn abzuholen. Einige glückliche Tage konnte Fortiter im Kreis der Familie verbringen. „Ich habe es noch gut getroffen“, sagte er bewegt, „viele von der I Germanica sind getötet worden. Vindonissa ist ganz in Ordnung, und es ist am Rhein, ich bin oft hier bei Poesina und kann sogar Urlaub bei Euch machen. Es hätte viel schlimmer kommen können.“
Nach einigen glücklichen Tagen in Augst reisten sie auf dem Landweg weiter nach Mailand. Nativo hatte, auch im Namen seiner Frau und seiner Kinder, darauf bestanden. Nach über zwanzig Jahren Abwesenheit von seiner Heimatstadt war es eine bewegende Zeit für Aliter, und die Herzlichkeit, mit der Nativos Familie die seine aufnahm, gab ihm sehr viel. „Es ist Zeit, Frieden mit der Vergangenheit zu schließen“, sagte Nativo, „Du und ich, wir gehören hierhin, und wir gehören an den Rhein, und das vererben wir unseren Kindern.“
Castra bonnensia, das Legionslager
Es ist faszinierend, wie moderne Technik die Antike lebendig macht. Das Modell des Legionslagers Bonn bei Archäologie im Rheinland (Links unten) vermittelt die gewaltige Größe des Bonner Legionslagers. Mit einer Fläche von 27,35 Hektar war es das größe bekannte Einlegionslager. Es bot Platz für 6.000-7.000 Soldaten, die legio I Minervia und Hilfstruppen, dazu Lazarette und Bäder, Ställe für die Tiere, Lagerräume u.a. Im heutigen Bonner Stadtbild entsprechen die Straßen Augustusring, Graurheindorfer Straße und Rosental dem Verlauf der Lagermauern. Im Osten war das Rheinufer die Begrenzung, hier bauten die Römer eine Hafenanlage. Die heutige Römerstraße folgt dem Verlauf der antiken via principalis durch das Legionslager, die heute Nordstraße etwa der via pratoria. Ganz am Anfang des sehenswerten Films im Haus der Geschichte schwenkt die Kamera vom Legionslager im Bonner Norden den Rhein hinauf Richtung Siebengebirge, über die cannabae legionis zum vicus bonnensis.
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Legionslager Bonn | Zum Weiterlesen
LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, Archäologie im Rheinland, der Niedergermanische Limes auf dem Weg zum Weltkulturerbe, Modell des Legionslagers Bonn
„Auf römischen Spuren im Haus der Geschichte“, Bonn, YouTube
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