Standorte an der Rheingrenze

Nimwegen / Noviomagus

Hoch im Norden, auf dem Hunerberg Plateau in Nimwegen, bauten Drusus‘ Soldaten ein großes Militärlager. Als Drusus dann seine Kriegsziele erreicht hatte, verlegte er seine Truppen an die Lippe nach Oberaden. Danach war das Legionslager nur zwischendurch besetzt. Nach dem Bataveraufstand kam dann die Legion X Gemina nach Nimwegen und blieb dort einige Jahre, bis Kaiser Trajan sie an die Donau verlegte. Von da ab waren Einheiten der VIIII Hispana in Nimwegen, bis dann die Xantener Legion XXX Ulpia Victrix den nördlichen Bereich Germania Inferiors übernahm. Auch hier gab es eine zivile Siedlung, Batavadorum und dann Noviomagus.

Noviomagus bei Livius.org

Xanten / Vetera / CUT

Im Bataveraufstand kamen beide Legionen um, das Lager wurde zerstört. Nach Vespasians Sieg kam die Legion XXII Primigenia nach Xanten und erbaute ein neues Legionslager (Vetera II). Nach dem Tod Domitians, gegen Ende des ersten Jahrhunderts ging sie nach Mainz, dafür kam die VI Victrix.

Castra Vetera kennen wir als Aufmarschbasis für Heerzüge ins rechtsrheinische Germanien. Das erste Lager, Vetera I, bestand seit 13/12 vor Christus. Hier waren auch die Legionen XVII und XVIII stationiert, die in der Varus-Schlacht umkamen. Als Teile von Germanicus‘ gewaltigem Heer kamen die Legionen V Alaudae und XXI Rapax. Nach dem Ende der Feldzüge bliebe die V Alaudae in Xanten, die XXI Rapax ging um 44/45 nach Vindonissa, dafür kam die XV Primigenia aus Mainz.

Kaiser Trajan, Marcus Ulpius Traianus, machte Xanten zu einer Stadt römischen Rechts, die Colonia Ulpia Traiana. Sie wurde ausgebaut und war bald die zweitgrößte Stadt in Germania Inferior, nach Köln. Die Legion VI Victrix ging dann mit Trajans Nachfolger Hadrian nach Britannien. Dafür kam eine neue Legion nach Xanten, die XXX Ulpia Victrix. Zusammen mit der I Minervia in Bonn bildete sie das niedergermanische Heer, den Exercitus Germaniae Inferioris.

LVR Archäologischer Park Xanten

Neuss / Novaesium

Auch das Legionslager in Neuss entstand zur Zeit des Drusus. Von hier aus zog er mit seinen Soldaten die Lippe entlang ins Innere Germaniens. Dann war das Lager für einige Jahre unbesetzt. Als Kaiser Tiberius die Sicherung der Rheingrenze zum Schwerpunkt machte, kam die Legion XX Valeria Victrix nach Neuss. Sie blieb 43. als sie für Kaiser Claudius‘ Britannienfeldzug abkommandiert wurde. Als Ersatz kam die XVI Gallica aus Mainz. Während des Bataveraufstandes ergab sich die XVI Gallica dem Gegner, daher löste Kaiser Vespasian sie nach seinem Sieg auf. Danach kam die VI Victrix nach Neuss, bis sie zum Ende des ersten Jahrhunderts nach Xanten verlegt wurde.

Novasium-Blog

Köln / CCAA

In Köln stand zunächst die Legion XVIIII, auch sie kam in der Varus-Schlacht um. Später wurden die I Germanica und die XX Valeria Victrix hier stationiert. Auch sie gehörten zum riesigen Heer des Germanicus. Während der Feldzüge wurde ihm um 15 in Köln seine Tochter Agrippina geboren. Dann entschied Kaiser Tiberius gegen weitere Feldzüge ins rechtsrheinische Germanien. Um das Jahr 28 wurde das Doppellegionslager aufgelöst; die legio XX Valeria Victrix ging Neuss, lateinisch Novaesium, die legio I Germanica nach Bonn. Köln wurde eine zivile Siedlung.

Im Jahre 50 war Agrippina Gattin von Kaiser Claudius und setzte bei ihm durch, dass ihre Geburtstadt erhoben und eine Stadt römischen Rechts wurde, die Colonia Claudia Ara Agrippinensium. Zur Zeit von Kaiser Domitian wurde die CCAA Hauptstadt der neu geschaffenen Provinz Germania Inferior, und sie wurde eine antike Weltstadt am Rhein. 

Römisch-Germanisches Museum, Köln
Wikipedia, Colonia Claudia Ara Agrippinensium, CCAA

Bonn / Bonna

Auch Bonn entstand zur Zeit des Drusus, hier standen zunächst Hilfstruppen. Gegen Ende der Regierungszeit Kaiser Tiberius‘ kam dann die I Germanica von Köln nach Bonn. Hier entstand ein neues Legionslager, zunächst aus Holz.

Dann kam der Bürgerkrieg des Vierkaiserjahrs, die Bonner Legion stand gegen den späteren Kaiser Vespasian und ergab sich in den Wirren des Bataveraufstands den Gegnern. Nach seinem Sieg löste Kaiser Vespasian sie auf, dafür kam die XXI Rapax aus Vindonissa nach Bonn. Sie baute das neue Legionslager mit Steinen vom Drachenfels auf. 83 kam dann die von Kaiser Domitian neu ausgehobene Legion I Minervia; sie war fortan die Bonner Legion.

Bonn wurde ein schmuckes Städtchen am Rhein, das viel Komfort bot.

Römerkeller im Haus der Geschichte, Bonn
LVR Rheinisches Landesmuseum, Bonn
Freundeskreis Römerkanal, Rheinbach

Römische Rheintalstraße

Die Römische Rheintalstraße war eine wichtige Fernstraße im Norden des Römischen Reiches. Sie verband Mailand in Italien mit den römischen Standorten im linksrheinischen Germanien bis hinauf in den Norden. Vermutlich entstand sie um 15 vor Christus, als Kaiser Augustus seines Großoffensive gegen Germanien plante.

Wikipedia, Römische Rheintalstraße

Mainz / Mogontiacum

Mainz war schon zu Drusus‘ Zeit ein wichtiger Militärstützpunkt. Nach der verheerenden Niederlage in der Varus-Schlacht zogen die Mainzer Soldaten Richtung Norden, dafür kamen die Legionen XIV Gemina und XVI Gallica nach Mainz. Sie waren Teil von Germanicus‘ gewaltiger Streitmacht und blieben auch nach dem Rückzug in Mainz. Hinzu kam dann die von Caligula neu ausgehobene XV Primigenia.

Als Kaiser Claudius 43 nach Britannien zog, war auch die Mainzer Legion XIV Gemina und die Neusser XX Valeria Victrix dabei. Die XVI Gallica ging nach Neuss, die XV Primigenia nach Xanten. Dafür kamen die IIII Macedonica und die ebenfalls von Caligula neu ausgehobene XXII Primigenia.

Während des Vierkaiserjahrs hatten auch die Mainzer Legionen für Vitellius gekämpft. Kaiser Vespasian, der den Rheinlegionen misstraute, stellte die IIII Macedonica als IIII Flavia Firma neu auf und schickte sie nach Dalmatien. Die XXII Primigenia ging nach Xanten. Dafür kam die XIV Gemina aus Britannien zurück nach Mainz, unterstützt für einige Jahre durch die I Adiutrix auch Hispanien. Als 83 dann die von Kaiser Domitian neu ausgehobene Legion I Minervia nach Bonn ging, kam die XXI Rapax aus Bonn nach Mainz.

Beide Mainzer Legionen unterstützten 89 den Aufstand des Statthalters von Germania Superior, Saturninus, gegen Kaiser Domitian. Danach wurde die XXI Rapax an die Donau versetzt, hier ging sie im Kampf unter. Als Ersatz wurde die XIV Gemina von Mainz an die Donau geschickt. Die XXII Primigenia blieb von nun an dauerhaft in Mainz.

Museum für Antike Schifffahrt, Mainz

Straßburg / Argentoratum

Seit Caesars Zeiten gab es in Straßburg ein kleines Militärlager. Nach dem Ende der Germanicus Feldzüge kam die Legion II Augusta nach Straßburg, hier entstand nun ein großes Legionslager. 43 zog sie mit Kaiser Claudius nach Britannien; ihr Kommandeur war damals der spätere Kaiser Vespasian.

Danach nutzen andere Legionen das Lager in Straßburg. Nach Vespasians Sieg im Bürgerkrieg schickte er eine gewaltige Streitmacht zog Richtung Germania Inferior. Mit dabei war die VIII Augusta aus Novae an der unteren Donau, sie ging nach Straßburg und blieb dauerhaft dort.

Windisch, Vindonissa

Das Legionslager Vindonissa befindet sich auf dem Gebiet der heutigen Gemeinde Windisch im Schweizer Kanton Aargau. Erbaut wurde es um 14 von der Legion XIII Gemina. Sie war eine der acht Legionen in Germanicus‘ gewaltigem Heer. Kaiser Claudius kommandierte sie dann nach Poetovio in Pannonien. Um 44/45 kam dann die legio XXI Rapax aus Xanten hierher.

Als Kaiser Vespasian nach seinem Sieg die Rheinlegionen neu strukturierte, ging die XXI Rapax nach Bonn, dafür kam die XI Claudia nach Vindonissa. Hier blieb sie, bis Kaiser Trajan Truppen für den Dakerkrieg brauchte. Der Legionsstandort Vindonissa wurde aufgegeben. Die XI Claudia ging schließlich dauerhaft nach Durosturum in Moesia Inferior fast am Donaudelta.

Wikipedia, Legionslager Vindonsissa

Augst, Augusta Raurica

Das heutige Augst befindet sich ca. 10 km von Basel im Schweizer Kanton Basel-Stadt. Zur Römerzeit war es die Colonia Augusta Rauricorum, oder kurz Augusta Raurica, Provinz Germania Superior. Diese Stadt lag am schiffbaren Rhein; hier schnitten sich wichtiger Fernstraßen; Gewerbe, Handwerk und Handel blühten, So wurde sie zur größten Stadt in der Region.

Römerstadt August Raurica, Augst

Niederbieber

Das Kastell Niederbieber befindet sich heute im Neuwieder Stadtteil Niederbieber. Damals war es ein römisches Grenzkastelle am Obergermanischen Limes. Das Kastell Niederbieber wurde in den letzten beiden Jahrzehnten des zweiten Jahrhunderts errichtet, als immer mehr fremde Elbgermanen hinzuzogen und die Grenze bedrohten. Das genaue Datum ist umstritten. Hier standen zwei Numeri, das kleine, meist selbstständig operierende Hilfstruppen des römischen Heeres, Spezialeinheiten, die vielfältige Aufgaben bei der militärischen Aufklärung und der Grenzsicherung übernahmen.

Auch Niederbieber hatte einen Vicus, eine zivile Siedlung. Hier wurde die berühmte Drachenstandarte gefunden,

Das gewaltsame Ende des Kastells kam um 260. Die Mannschaft starb im Kampf, das Kastell wurde zerstört. Man kann nicht sagen, wer der Gegner war. Vielleicht feindliche Germanen, vielleicht feindliche Römer, die bei der Abspaltung des Gallischen Sonderreiches von Rom auf der Gegenseite standen.

Wikipedia, Kastell Niederbieber

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