Römisches Reich, zur Zeit der Kaiser Trajan und Hadrian. Nach den verheerenden Dakerkriegen kehrten die Rheinlegionen I Minervia und XXX Ulpia Victrix zurück. Endlich war Frieden an Rhein und Donau.
Eine neue Generation lebte in der „Villa Alaudae“. Aliters Sohn Rubeus, Offizier in der Hafenkommandatur in Bonn, seine Frau Nauticula und ihr Kindern Rubeus Minor und Nauticula Minor. Nach dem Ende des schrecklichen Daker-Kriegs konnten Nauticula Minor und der Offizier Uvius Pino von der legio I Minervia endlich heiraten.
Ubi Ubi, ibi Gustatio (um 110)
Während Kaiser Trajan, der Eroberer, weit im Osten des Reiches gegen die Parther zog, herrschte am Rhein und an der Donau Frieden. Fortiters Sohn war es vergönnt, in dieser Zeit zu leben. Eigentlich hieß er nach seinem Vater Fortiter Minor, aber da er überall unterwegs war, nannte man ihn bald „Ubiscumquus“ oder kurz „Ubi“. Auch er ging in seinem Geschäft auf und freute sich jedes Mal über die glücklichen Gesichter, wenn er seine Waren ablieferte. Wenn ihm die Segnung zuteil geworden war, den Rhein und die Donau zu einer Zeit des Friedens zu befahren, so dachte er, dann wollte er möglichst viele Menschen an dieser Segnung teilhaben lassen. Bald hieß es an vielen Orten: „Ubi Ubi, ibi gustatio“ – „Wo Ubi ist, da sind auch Leckereien.“
Handel entlang des Rheins
Dann spornte ihn noch mehr an. Vom heimischen Augst aus waren der Rhein und die Donau nicht weit. Wie früher Lucius Olivifer Nativo belieferte er die „Villa Alaudae“ in Bonn. Dann fuhr er weiter rheinabwärts zur CCAA, Xanten und Nimwegen, wo er einige Tage bei seinem Cousin Rubeus Minor verbrachte. Bis an die Mündung des Rheins waren die beiden gefahren, und hätte es nicht so gestürmt, wäre er am liebsten noch nach Britannien übergesetzt.
Auch zum rechtsrheinischen Germanien gab es Beziehungen. Der Limes war keine undurchlässige Grenze, mit der sich das Römische Reich abschottete. Solange sich germanische Händler ordnungsgemäß an den Wachtürmen anmeldeten und die Zollabgaben leisteten, durften sie im römischen Reich ihre Waren anbieten, u.a. Vieh, Schinken, Felle, Bernstein, Seifen, Haare, und Honig. Dann trafen sich Soldaten und Zivilisten, Römer und Germanen und es herrschte reger Betrieb. Honig mochte Ubi ganz besonders gerne, und den musste er immer mitbringen.
Vindobona an der Donaugrenze
Oft fuhr er auch die Donau hinab zum Legionslager Vindobona (Wien) in Pannonia Superior. Er mochte diesen Ort direkt an Donau. Da die Sicherung der langen Donaugrenze immer wichtiger wurde, baute man Vindobona zu einem logistischen Zentrum für die Donau-Armee aus. Kaiser Trajan gab Order, die Rheingrenze weiter zu befestigen, damit er Truppen vom Rhein an die Donau verlegen konnte. Schließlich kam die legio X Gemina von Nimwegen nach Vindobona.
Schmunzelnd hatte Ubiscumquus die Legionäre betrachtet, wie sie nach getaner Arbeit in die Tavernen strömten und sich bei gutem Wetter einen Tisch draußen sicherten. Er wusste ja von seinem Cousin Rubeus Minor, wie wenig die Männer aus dem Süden das raue Wetter oben in Germania Inferior mochten. Pannonien war schon angenehmer für sie. Ubis Frau begleitete ihn oft. Sie wollte nicht ewig daheim in Augst auf ihn warten, während er den Rhein und die Donau bereiste. So kam es, dass sein Sohn Verenatus in an einem herrlichen Frühlingstag an der Donau auf die Welt kam.
Bonn – ein schmuckes Städtchen am Rhein (um 120)
Uvius Pino und Nauticula Minor bekamen drei Kinder, den Sohn Nautianus und die Töchter Lenticula und Fabicula. Uvius Pino nannte sie liebevoll seine „Legio Mama Victrix“.
Bonn lag an der römischen Rheintalstraße , die am Rhein entlang von der CCAA über Bonn nach Koblenz und weiter nach Germania Superior führte. Das Städtchen blühte auf und bot bald allen Komfort. Im Zentrum gab es einen großen öffentlichen Platz, dazu Badegebäude, Tempel und sogar ein großes öffentliches Bad. Entlang der Rheintalstraße und ihrer Nebenstraßen lagen die römischen Häuser. Zumeist waren es lange, schmale Streifenhäusermit Steinsockel und Wänden in Fachwerkbau. Viele Häuser hatten zur Straße hin kleine Verkaufsläden, oder Werkstätten, dahinter lagen die Wohnräume.
Germanische Hilfstruppen in Dakien (um 120)
Auch Ubi kam oft und gerne nach Bonn, und wenn er konnte, blieb er einige Tage bei seiner Cousine Nauticula Minor und ihrer Familie. Als sein Söhnchen alt genug war, nahm er ihn manchmal mit. Dann tobte Verenatus mit Uvius Pinos und Nauticulas Kindern durch die „Villa Alaudae“.
Er mochte auch Uvius Pino gerne und es imponierte ihm, dass der seinen Geburtsort Vindobona an der Donau kannte. Immer wieder bat er ihn, von der Donau zu erzählen, vor allem wollte er wissen, was hinter Vindobona käme. Uvius Pino aber brachte es nicht übers Herz, ihm zu erzählen, dass ein grausamer Krieg ihn an die untere Donau gebracht hatte. So sagte er nur: „Weißt Du, hinter Vindobona kommt Aquincum (Budapest), das ist beides in Pannonien, und dann beginnt schon die Provinz Moesien, hier fließt die Donau in das Schwarze Meer. Und ganz weit weg, jenseits von Moesien auf dem anderen Donauufer, liegt Dakien. Vielleicht wirst Du in einigen Jahren, wenn Du größer bist, einmal mit Deinem Vater hinfahren. Das würde mich freuen, denn dann könntet Ihr unseren germanischen Hilfstruppen dort, die so weit weg von ihrer Heimat ihren Dienst tut, etwas Leckeres mitbringen.“
Uvius Pino, der Veteran
Auch drei Legionen standen in Dakien. Eine solche Konzentration römischer Militärmacht bedeutete, dass man hier mit weiteren Kämpfen rechnete. Seit einigen Jahren standen auch ubische und batavische Hilfstruppen in Dakien. Pino kannte viele ubischen Soldaten, sie waren in die „Villa Alaudae“ gekommen und hatten sich von ihm, dem Veteranen des Dakerfeldzugs, Rat geholt. Für diese jungen Männer war der lange Dienst bei den Hilfstruppen ein Weg, regelmäßig Sold zu beziehen und für sich und ihre Nachkommen das römische Bürgerrecht zu erwerben. Uvius Pino wusste, dass in den Kämpfen an der Grenze die Hilfstruppen an vorderster Front standen. So sehr ihn die Erinnerungen an den Dakerkrieg immer noch schmerzten, wollte er ihnen doch möglichst viel von seinen Erfahrungen und Kenntnissen mit auf den Weg geben.
Doch dem Jungen gegenüber behielt er all dies für sich. Er wünschte ihm und seinen Kindern aus tiefstem Herzen, dass sie Krieg nie erfahren müssten. So sagte er nur: „Ja wirklich, das wäre schön. Etwas Leckeres aus der Heimat, und vielleicht könnt Ihr auch Briefe mitnehmen. Dakien ist wirklich sehr weit weg.“
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