An der Rheingrenze, um 150. Die römische Rheinflotte, die Classis Germanica, patrouillierte auf dem Strom. In Friedenszeiten gehörte der Transport von Baumaterial aus den Steinbrüchen ihren Hauptaufgaben.
Entlang des Rheins lebten einheimische Germanen, Kelten und zugezogene Römer aus dem Mittelmeerraum. All diese Menschen waren zusammengewachsen und entwickelten ihre eigene Identität. Sie waren nicht nur zugezogene oder romanisierte Germanen und Gallier, sondern selbstbewusste Einwohner von Germania Inferior und Germania Superior.
Die Rheinflotte im Frieden (um 150)
Nautianus war nun Offizier der Rheinflotte, der Classis Germanica, und war die meiste Zeit auf einer Flussliburne unterwegs. Er hatte ein instinktives Verständnis für sein Schiff und die Gewässer, deshalb war er für die Schiffsbauer und Segelmacher eine große Hilfe. Rheinabwärts ging es von Bonn über die CCAA, die Hauptstadt von Germania Inferior und Weltstadt am Rhein. Dann kam das Legionslager und die prächtig ausgebaute Colonia Ulpia Traiana. Die Fahrten gingen bis hinauf in den Norden, wo sein Onkel Rubeus Minor mit seiner Familie lebte. Rheinaufwärts nach Remagen, Koblenz, Mainz, die Hauptstadt von Germania Superior mit dem Lager der legio XXII Primigenia. Dann weiter nach Straßburg, wo die legio VIII Augusta stationiert war.
In Friedenszeiten gehörte der Transport von Baumaterial aus den Steinbrüchen zu den Hauptaufgaben der Flotte. Oft zogen Arbeitskommandos der Classis Germanica aus, Steine zu holen. So kam Nautianus in dienstlicher Mission oft an den Drachenfels. Noch immer betrieb seine Familie dort bei den Steinbrüchen ihren Verpflegungsstand. Als kleiner Junge hatte er geholfen, und wenn er nun als Flottenoffizier mit seinen Leuten unterhalb der Steinbrüche anlegte, ging er selbst sich etwas holen. Heute war seine große Schwester Lenticula Chefin der „Villa Alaudae“, und sie machte das prima. Lenticula hatte den Offizier Lucianus geheiratet, der nach seinem Einsatz in Britannien zurück in Bonn war. Bei den beiden war der Familienbetrieb in den allerbesten Händen.
Zwischen Nimwegen und Augst
Nautianus selbst hatte vor kurzem geheiratet. Die Dienstzeit der Flottenoffiziere war noch länger als die der Legionäre. So sehr er sein heimatliches Bonn und die „Villa Alaudae“ auch liebte, wollte er auch als Veteran nicht nur an Land bleiben, dafür liebte er das Leben auf dem Rhein zu sehr. Als wenn er es gewusst hätte, schenkte der Rhein ihm schließlich seine Frau: Anike, ein junge Frau aus dem Norden Germania Inferiors, die er bei einem Besuch bei seinem Onkel Rubeus Minor in Nimwegen kennengelernt hatte. Ihr ging es wie ihm, sie liebte ihre Heimat und auch die ihres Mannes, und so pendelten sie zwischen Nimwegen und Bonn hin und her. Wenn Anike in der „Villa Alaudae“ war, bereitete sie ein ganz besonderes Gebäck zu – kleine Kügelchen, die sie Pofertiuli nannte. Bald waren sie eine weitere Attraktion der „Villa Alaudae“.
Ganz im Süden von Nautianus‘ Route lag Augst, wo die Niederlassung des Handelshauses Olivifer zuhause war. Oft legte er seine Urlaubstage so, dass er einige Tage dort verbringen konnte. Seit einiger Zeit lebte auch seine kleine Schwester Fabicula hier; sie hatte Verenatus, den Freund aus Kindertagen, geheiratet.
An die untere Donau und zurück
Noch immer hatte die „Legio Mama Victrix“ eine enge Beziehung zueinander. Heute halfen sie den zahlreichen ubischen und batavischen Hilfstruppen an der unteren Donau, die Verbindung in ihre Heimat aufrecht zu halten. Lenticula in Bonn nahm Post der Angehörigen entgegen, Fabicula organisierte den Transport zwischen Bonn und Augst, auch Nautianus nahm wann immer es ging Sendungen mit. In Augst wurden die Sendungen auf ein Schiff der Donauroute des Handelshauses Olivifer gebracht, und in Viminacium an der unteren Donau übernahm ein zuverlässiger Handelspartner den Transport weiter nach Dakien hinein.
Uvius Pino und Nauticula Minor, ihre inzwischen hochbetagten Eltern, waren überglücklich.
<< Kaiser Hadrian sichert die Grenze
Die römische Rheinflotte | Zum Weiterlesen
Wikipedia, Classis Germanica
Römerschiff Lusoria rhenana, originalgetreuer Nachbau eines römischen Flusskriegsschiffs, Neupotz
Hinterlasse jetzt einen Kommentar