Fast 500 Jahre lang war der Rhein die Grenze zwischen dem Römischen Reich auf der linken und dem "Barbaricum" auf der rechten Rheinseite. Zugleich war er die Lebensader für die römischen Provinzen Germania Inferior und Germania Superior. Hier patrouillierten die Schiffe der Flotte, und Handelsschiffe brachten mediterrane Köstlichkeiten und vieles mehr.
Doch Geschichtsbücher berichten längst nicht alles.
Da gibt es viel über die Kaiser und Feldherrn, aber von Menschen wie Ihnen und mir ist meist nicht die Rede. Deshalb graben wir hier ein bisschen tiefer und begleiten eine römisch-ubische Familie, von den Anfängen des römischen Bonns bis zu den verheerenden Frankeneinfällen. Einige von ihnen sind am Rhein geboren, andere haben ihre Wurzeln in Italien, auf dem Balkan oder noch weiter weg. Es ist eben eine antike "verpanschte Familie", wie es Carl Zuckmayer viel später einmal ausgedrückt hat.
Kapitel für Kapitel
"Warum noch eine Römergeschichte?"
mögen Sie fragen, wo es doch viele Bücher und Websites, archäologische Parks und Erlebnismuseen gibt, in denen die römische Vergangenheit des Rheinlands wieder lebendig wird. Auch ganz in der Nähe, in Bonn. Nun, die alten Römerstädte in unserer Region, unter ihnen Köln, Bonn, Remagen und Mainz, blicken auf eine über 2000jährige Geschichte zurück. Fast 500 Jahre lang waren sie Teil des römischen Reiches, und so begegnet uns dort die römische Vergangenheit auf Schritt und Tritt. Das Siebengebirge lag zwar in Sichtweise der Römer in Bonn und Köln, doch auf der anderen Rheinseite – und damit auf der anderen Seite der Grenze, im Barbaricum. Am Drachenfels bauten die Römer Steine ab, in Bonn und Köln, ja sogar in Xanten und Nimwegen wurde mit Trachyt vom Drachenfels gebaut.
Weltkulturerbe Niedergermanischer Limes
Legionslager und Kastelle sicherten die Rheingrenze, und auf dem Rhein patroullierte die Rheinflotte. Daher sprechen wir von Niedergermanischen Limes. Bonn war das südlichste Legionslager in Germania Inferior. Hier lebten Einheimische mit Menschen aus vielen Teilen des riesigen Reiches zusammen.
Die Niederlande, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz hatten bei der UNESCO den Antrag eingereicht, den Niedergermanischen Limes als Teil der bestehende Welterbestätte „Frontiers of the Roman Empire – Grenzen des Römischen Reiches“ anzuerkennen. Am 27. Juli hat das Welterbekommittee zugestimmt.
Mehr dazu:
Archäologie im Rheinland, der Niedergermanische Limes auf dem Weg zum Weltkulturerbe“
vlnr: Agrippina die Jüngere, Vitellius, Vespasian, Trajan, Hadrian, Caracalla, Maximinus Thrax, Postumus.
Bildquelle: Wikipedia, zum Bild-und Quellenachweis
„Aber auch die Menschen tragen noch etwas von dieser Zeit in sich. Die Gene des römischen Vielvölkerimperiums brechen immer wieder durch“, sagt der Archäologe Prof. Matthias Wemhof am Ende der ZDF-Reihe „Rom am Rhein“.
Das gilt auch für mich. Nicht nur, weil ich Oliven und Olivenöl sehr gerne mag und Seneca einer meiner Lieblingsphilosophen ist. Ich bin dankbar für die Vielfalt, die seit der Zeit der Römer und Ubier unsere Region prägt, und bin sehr gerne ein „Mischwerk“. Ich mag Rheinisch ebenso wie die romanischen Sprachen einschließlich Latein. Haben Sie es schon einmal mit „italienischem Sound“ gehört? Das klingt schon anders als in der Schule.
Doch es ist auch ein schwieriges Erbe. Rom war eine Militärmacht, das riesige Reich wurde in erbitterten Kriegen erobert. Viele Feinde Roms starben qualvoll am Kreuz, in der Arena, oder man hat sie nach einem Triumphzug durch Rom vor allem Volk erwürgt. Schwer auszuhalten, dass zu einem guten Leben auch der Besuch im Amphitheater gehörte.
Im zweiten Jahrhundert herrschte die „Pax Romana“ am Rhein. Das römische Bonn wurde ein schmuckes Städtchen, und das antike Köln, die CCAA, eine Weltstadt am Rhein. Aquädukte versorgten die Menschen mit frischem Wasser, Fernstraßen verbanden die verschiedenen Ecken des Reiches. Schon faszinierend.
Am Ende standen die verheerenden Einbrüche der germanischen Alamannen und Franken in römisches Gebiet, bei denen unzählige Menschen grausam umkamen. Das ist auch kein Erbe, das man gerne antritt.
Am Ende meiner Römergeschichte
sind es zwei Jungens vom Rhein mit einem buntgemischen Stammbaum, die in diesen schlimmen Jahren die Menschen am Rhein schützen. Der Flottenoffizier Vitus auf seinem Schiff, das nun eine Drachenstandarte trägt, und Florens von der legio I Minervia, der auf seinem Hof an der römischen Rheintalstraße einen großen Burgus als Zuflucht für Mensch und Tier errichten lässt. Auf die beiden bin ich stolz.
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