Römerschiff mit Drachenstandarte auf dem Rhein, Siebengebirge
Römerschiff mit Drachenstandarte auf dem Rhein, Siebengebirge

Leben an der römischen Rheingrenze | Eine römisch-ubische Familie aus Bonn

Fast 500 Jahre lang war der Rhein die Grenze zwischen dem Römischen Reich auf der linken und dem "Barbaricum" auf der rechten Rheinseite. Zugleich war er die Lebensader für die römischen Provinzen Germania Inferior und Germania Superior. Hier patrouillierten die Schiffe der Flotte, und Handelsschiffe brachten mediterrane Köstlichkeiten und vieles mehr.

Doch Geschichtsbücher berichten längst nicht alles.
Da gibt es viel über die Kaiser und Feldherrn, aber von Menschen wie Ihnen und mir ist meist nicht die Rede. Deshalb graben wir hier ein bisschen tiefer und begleiten eine römisch-ubische Familie, von den Anfängen des römischen Bonns bis zu den verheerenden Frankeneinfällen. Einige von ihnen sind am Rhein geboren, andere haben ihre Wurzeln in Italien, auf dem Balkan oder noch weiter weg. Es ist eben eine antike "verpanschte Familie", wie es Carl Zuckmayer viel später einmal ausgedrückt hat.

Kapitel für Kapitel

  • Römische Rheingrenze, Plakat zur Caelius-Ausstellung
    Römergeschichte

    Die Rheingrenze

    An der Rheingrenze, zur Zeit von Kaiser Claudius (41-54 n. Chr.) Der Rhein war die Grenze zwischen dem Römischen Reich auf der linken und dem freien „Germania Magna“ auf der rechten Rheinseite.
  • Felsenmeer am Rüdenet, Drachenfels, Römische Steinbrüche am Drachenfels
    Römergeschichte

    Steine vom Drachenfels

    An der Rheingrenze, um 50. Ein breiter Streifen auf der rechten Rheinseite war Militärgebiet. Römische Steinbrüche entstehen am Drachenfels. Mit dem Gestein ließ sich gut bauen ließ, und die CCAA brauchte eine Stadtmauer.
  • Rhein von Bonn und Siebengebirge, Legionslager aus Holz, Bataveraufstand
    Römergeschichte

    Bataveraufstand

    Um das Jahr 68 an der Rheingrenze. Zum Ende der Regierungszeit Neros geriet das Reich in eine Staatskrise, und auch die Rheinlegionen waren beteiligt. Vierkaiserjahr und Bataveraufstand erschütterten auch das Rheinland.
  • Ladenlokal mit Garküche "Villa Alaudae"
    Römergeschichte

    Ein römisches Ladenlokal in Bonn

    Bonn, um 70. Während des Bataveraufstandes hatten Raubzüge das Rheinland verheert. Auch in Bonn musste man nun neu anfangen. Aliters Familie führt ein Ladenlokal mit Garküche, die Villa Alaudae.
  • Rhein von Bonn und Siebengebirge, Legionslager (Skizze)
    Römergeschichte

    Legionslager Bonn

    An der Rheingrenze, um 70. Kaiser Vespasian saß sicher auf dem Thron, doch er misstraute den Rheinlegionen. Nach Bonn kam die legio XXI Rapax. Sie baute das zerstörte Legionslager Bonn mit Steinen vom Drachenfels neu auf.
  • Rhein von Bonn und Siebengebirge, Legionslager
    Römergeschichte

    Römische Provinzen

    Römisches Germanien, um 85. Kaiser Domitian wandelte das bisherige Militärgebiet im römische Provinzen um: Germania Inferior mit der Hauptstadt Köln und Germania Superior mit der Hauptstadt Mainz.
  • Römische Brücke über die Donau
    Römergeschichte

    Kriegseinsätze

    Römisches Germanien zur Zeit der Kaiser Domitian und Trajan. In Bonn stand nun die legio I Minervia, sie wurde die Bonner Legion. Doch die römische Donau war in Gefahr. Bald darauf begannen die Dakerkriege.
  • Rhein von Bonn und Siebengebirge, Legionslager, Tempel und Villa Alaudae
    Römergeschichte

    Handel an Rhein und Donau

    Römisches Reich, zur Zeit der Kaiser Trajan und Hadrian. Nach den verheerenden Dakerkriegen kehrten die Rheinlegionen I Minervia und XXX Ulpia Victrix zurück. Endlich war Frieden an Rhein und Donau.
  • Hadrianswall
    Römergeschichte

    Kaiser Hadrian sichert die Grenzen

    Römisches Reich, um 120. Kaiser Hadrian entschied, anstelle weiterer Eroberungen die bestehenden Grenzen zu sichern. Das war ein entscheidender Wechsel in der Außen- und Grenzpolitik des Reiches.
  • Römerschiff auf dem Rhein, Siebengebirge
    Römergeschichte

    Die römische Rheinflotte

    An der Rheingrenze, um 150. Die römische Rheinflotte, die Classis Germanica, patrouillierte auf dem Strom. In Friedenszeiten gehörte der Transport von Baumaterial aus den Steinbrüchen ihren Hauptaufgaben.
  • Römische Straße in der Rheinaue, Bonn
    Römergeschichte

    Krieg im Osten

    An der Rheingrenze zur Zeit Kaiser Marc Aurels. Im Osten hatten die Parther das römische Armenien überfallen, es kam zum Krieg. Von überall her zog der Kaiser zusammen, die legio I Minervia erhielt den Marschbefehl.
  • Handelsschiff auf der Donau
    Römergeschichte

    Die Donaugrenze in Gefahr

    An der Donaugrenze zur Zeit Kaiser Marc Aurels. Barbarenvölker drängten über die Grenze in die Provinzen Raetien, Noricum und Pannonien. Noch immer tobte die Seuche, und das Römische Reich steckte in einer tiefen Krise.
  • Kastell Niederbieber (Skizze)
    Römergeschichte

    Kastell Niederbieber

    An der Rheingrenze um 185, zur Zeit von Kaiser Commodus, Sohn Marc Aurels. Das Römische Reich war in die Defensive geraten, und es hatte nicht genug Soldaten, mehrere Fronten zugleich zu verteidigen.
  • Villa Rustica
    Römergeschichte

    Römische Bürger am Rhein

    Römisches Germanien, um 200. Die Dynstie der Severer, brachte noch einmal eine Stabilisierung. In Bonn verehrte man sie. Mit der Constitutio Antoniniana gewährte Kaiser Caracalla allen Freien das römische Bürgerrecht.
  • Gefahr droht, Raubzüge
    Römergeschichte

    Raubzüge der Alamannen

    Römisches Germanien, um 230. Mehrfach fielen die Alamannen in Germania Superior und Raetien ein. Im Osten des Reiches hatten die persischen Sassaniden 226 das Partherreich erobert und bedrohten römische Provinzen.
  • Römischer Wachturm
    Römergeschichte

    Das Reich in der Krise

    An der Rheingrenze, um 260-280. Der schnelle, oft gewaltsam herbeigeführte Wechsel auf dem Kaiserthron ließ das Reich nicht zur Ruhe kommen. Doch es muss sich an mehreren Fronten zugleich verteidigen.
  • Römerschiff mit Drachenstandarte auf dem Rhein,
    Römergeschichte

    Frankeneinfälle

    Römisches Germanien um 260. Frankeneinfälle, die Rheingrenze war kaum verteidigt. An der unteren Donau brachen die Goten durch; im Osten kamen die römischen Truppen gegen die Sassaniden kaum mehr an.
  • Siebengebirge (Skizze)
    Römergeschichte

    Epilog

    Römisches Germanien, um 280. Einige Jahre herrschte Anarchie, dann konnte Kaiser Probus die Franken besiegen. Der Limes wurde aufgegeben, die Grenze des Römischen Reiches an den Rhein und die Donau zurückgenommen.

"Warum noch eine Römergeschichte?"
mögen Sie fragen, wo es doch viele Bücher und Websites, archäologische Parks und Erlebnismuseen gibt, in denen die römische Vergangenheit des Rheinlands wieder lebendig wird. Auch ganz in der Nähe, in Bonn. Nun, die alten Römerstädte in unserer Region, unter ihnen Köln, Bonn, Remagen und Mainz, blicken auf eine über 2000jährige Geschichte zurück. Fast 500 Jahre lang waren sie Teil des römischen Reiches, und so begegnet uns dort die römische Vergangenheit auf Schritt und Tritt. Das Siebengebirge lag zwar in Sichtweise der Römer in Bonn und Köln, doch auf der anderen Rheinseite – und damit auf der anderen Seite der Grenze, im Barbaricum. Am Drachenfels bauten die Römer Steine ab, in Bonn und Köln, ja sogar in Xanten und Nimwegen wurde mit Trachyt vom Drachenfels gebaut.

Weltkulturerbe Niedergermanischer Limes
Legionslager und Kastelle sicherten die Rheingrenze, und auf dem Rhein patroullierte die Rheinflotte. Daher sprechen wir von Niedergermanischen Limes. Bonn war das südlichste Legionslager in Germania Inferior. Hier lebten Einheimische mit Menschen aus vielen Teilen des riesigen Reiches zusammen.
Die Niederlande, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz hatten bei der UNESCO den Antrag eingereicht, den Niedergermanischen Limes als Teil der bestehende Welterbestätte „Frontiers of the Roman Empire – Grenzen des Römischen Reiches“ anzuerkennen. Am 27. Juli hat das Welterbekommittee zugestimmt.
Mehr dazu: Archäologie im Rheinland, der Niedergermanische Limes auf dem Weg zum Weltkulturerbe“

vlnr: Agrippina die Jüngere, Vitellius, Vespasian, Trajan, Hadrian, Caracalla, Maximinus Thrax, Postumus.
Bildquelle: Wikipedia, zum Bild-und Quellenachweis

„Aber auch die Menschen tragen noch etwas von dieser Zeit in sich. Die Gene des römischen Vielvölkerimperiums brechen immer wieder durch“, sagt der Archäologe Prof. Matthias Wemhof am Ende der ZDF-Reihe „Rom am Rhein“.

Das gilt auch für mich. Nicht nur, weil ich Oliven und Olivenöl sehr gerne mag und Seneca einer meiner Lieblingsphilosophen ist. Ich bin dankbar für die Vielfalt, die seit der Zeit der Römer und Ubier unsere Region prägt, und bin sehr gerne ein „Mischwerk“. Ich mag Rheinisch ebenso wie die romanischen Sprachen einschließlich Latein. Haben Sie es schon einmal mit „italienischem Sound“ gehört? Das klingt schon anders als in der Schule.
Doch es ist auch ein schwieriges Erbe. Rom war eine Militärmacht, das riesige Reich wurde in erbitterten Kriegen erobert. Viele Feinde Roms starben qualvoll am Kreuz, in der Arena, oder man hat sie nach einem Triumphzug durch Rom vor allem Volk erwürgt. Schwer auszuhalten, dass zu einem guten Leben auch der Besuch im Amphitheater gehörte.
Im zweiten Jahrhundert herrschte die „Pax Romana“ am Rhein. Das römische Bonn wurde ein schmuckes Städtchen, und das antike Köln, die CCAA, eine Weltstadt am Rhein. Aquädukte versorgten die Menschen mit frischem Wasser, Fernstraßen verbanden die verschiedenen Ecken des Reiches. Schon faszinierend.
Am Ende standen die verheerenden Einbrüche der germanischen Alamannen und Franken in römisches Gebiet, bei denen unzählige Menschen grausam umkamen. Das ist auch kein Erbe, das man gerne antritt.

Am Ende meiner Römergeschichte
sind es zwei Jungens vom Rhein mit einem buntgemischen Stammbaum, die in diesen schlimmen Jahren die Menschen am Rhein schützen. Der Flottenoffizier Vitus auf seinem Schiff, das nun eine Drachenstandarte trägt, und Florens von der legio I Minervia, der auf seinem Hof an der römischen Rheintalstraße einen großen Burgus als Zuflucht für Mensch und Tier errichten lässt. Auf die beiden bin ich stolz.